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Soldatenmesser Modell 1890 Typ II

Ab 1901 wurden am Soldatenmesser Modell 1890 Veränderungen der Schalen vorgenommen. Die schwarzen Schalen aus Eichen- oder Nussbaumholz wurden mit solchen aus roter Vulkanfiber ersetzt. Ansonsten blieben die Dimensionen, Werkzeuge etc. gleich. Deshalb spricht man auch nicht von einem komplett neuen Modell eines Soldatenmessers, sondern es ist immer noch das Soldatenmesser Modell 1890, jedoch Typ II.

Der Grund für die neuen Schalen dürfte die Anfälligkeit der Holzschalen auf harte mechanische Ansprüche und Witterungsbedingungen durch den täglichen Einsatz in der Armee gewesen sein. Die technische Abteilung der Kriegsmaterial-Verwaltung erliess 1901 konkrete Vorschriften über das Soldatenmesser. Damit wollte man einerseits die Qualität sicherstellen, andererseits wohl auch kleinere Unterschiede der einzelnen Messerschmiede in der Fertigung des ersten Typs ausgleichen. Die Vorschriften beschreiben beispielsweise den zu verwendenden Stahl für die einzelnen Fertigungsteile. Alle Klingen sollten aus „bestem deutschen Stahl“ oder einem gleichwertigen Stahl gefertigt sein. Den sogenannten „Lieferanten“ der Soldatenmesser gab die Kriegsmaterial-Verwaltung noch Tipps mit. Die eingehenden Bestandteile sollten beispielsweise vor dem Zusammenbau so geordnet werden, dass am Schluss das fertige Soldatenmesser gut funktionierte. Damit wird auf gewisse nach wie vor vorhandene Unterschiede aufmerksam gemacht, welche bei der Fertigung entstanden. Auch lässt sich daraus schliessen, dass die Lieferanten – die Messerschmiede – die Bestandteile von verschiedenen Quellen bezogen. Die Messerschmiede waren es gewohnt, jedes Taschenmesser einzeln zusammenzubauen und beim Zusammenbau die Werkzeuge so anzupassen, dass sie sich z. B. gut schliessen liessen und die Federspannung nicht zu klein oder zu gross war. Es musste dabei an verschiedenen Stellen nachgeschliffen und nachgefeilt werden. Auch war ganz wichtig, dass die Schneide der Schneideklinge bei geschlossenem Zustand nicht auf der Zwischenlage aufschlug, sondern die Schneide diese nicht berührte. Auch darauf wurde von der Kriegsmaterial-Verwaltung aufmerksam gemacht. Deshalb sollten die Lieferanten die Bestandteile so ordnen, dass sie anschliessend beim Zusammenbau wenig nachzujustieren hatten.

Die technische Abteilung der Kriegsmaterial-Verwaltung hielt in ihren Vorschriften zum Soldatenmesser 1890 auch fest, wie die Qualitätskontrolle zu erfolgen hatte: Jede Schneideklinge der Soldatenmesser wurde in eine spezielle Vorrichtung gespannt und 1,5 mm durchgebogen. Dabei sollte die Klinge weder brechen noch krumm werden. Zudem wurden mit der Schneideklinge Hiebe in ein 0,5 mm Zinkblech ausgeführt, wobei die Klinge weder stumpf noch schartig werden durfte. Auch sollten die anderen Bestandteile der Soldatenmesser auf Fehlerhaftigkeit und angemessene Härte untersucht werden.

Die Kriegsmaterial-Verwaltung nahm sich das Recht heraus, bei jeder Lieferung zwei Stück, bei grösseren Lieferungen von mehr als 1.000 Soldatenmessern drei Promille, herauszunehmen. Bei diesen herausgenommenen Soldatenmessern sollte die Schneideklinge soweit gebogen werden, bis sie brach. Dann galt es, den Bruch zu untersuchen, das Soldatenmesser komplett auseinander zu nehmen und alle Bestandteile zu untersuchen, ob die Fertigung den Vorgaben entsprach. Die anschliessend noch brauchbaren Bestandteile der Soldatenmesser sollten den Lieferanten zurückgesendet werden. Bei feststellbaren Materialfehlern bei den Klingen sollten diese gebrochen und an den Lieferanten zurückgeschickt werden.

Dies macht deutlich, wie viel Wert die Schweizer Armee auf Qualität legte. Entsprechend war der Waffenkontrollstempel tatsächlich auch ein Zeichen für Qualität. Offenbar waren diese Kontrollen auch notwendig. Da die unterschiedlichen Messerschmiede mehr oder weniger unabhängig voneinander arbeiteten, zwar Material voneinander bezogen, jedoch beim Zusammenbau autonom vorgingen, gab es sicher gewisse Unterschiede. Es gibt auch die Geschichte, dass offenbar jemanden von der Kriegsmaterial-Verwaltung nicht gut auf Karl Elsener zu sprechen war. Dieser soll bewusst defekte Klingen produziert haben, um aufzuzeigen, dass die Fertigung von Karl Elsener nicht der geforderten Qualität entsprach. Karl Elsener seinerseits – sich der Qualität seiner Soldatenmesser bewusst – reiste offenbar anschliessend persönlich nach Bern mit Exemplaren seiner Soldatenmesser, um zu demonstrieren, dass er die Qualitätskriterien durchaus erfüllte.

Die Hersteller des Soldatenmessers Modell 1890 Typ II blieben fast die gleichen wie beim Typ I. Wester & Co zog sich zurück und produzierten den Typ II nicht mehr, dafür produzierte Coutellerie Suisse neu. Es gibt vom Modell 1890 Typ II fast keine Klingenprägungen mehr von kleinen Messerschmieden wie Stadler Zug oder Tresch Zürich. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich diese als Lieferanten zurückzogen, oder aber nur noch reine Zulieferer waren. Es blieben vier grössere Produzenten: Elsener Schwyz, Coutellerie Suisse, Forges L & C Vallorbe sowie Daniel Peres aus Solingen, Deutschland. 

Geschichte

Das Soldatenmesser Modell 1890 Typ II wurde von 1901 bis 1908 hergestellt. Es hat somit eine relativ kurze Geschichte. Innerhalb dieser Zeit gab es keine Veränderungen am Soldatenmesser. Die Vorgaben der technischen Abteilung der Kriegsmaterial-Verwaltung waren sehr streng und sehr genau.

Beim Typ II handelte es sich im Prinzip um ein Soldatenmesser Modell 1890 Typ I, einfach mit roten Fiberschalen an Stelle der schwarzen Holzschalen.

Funktionsteile

Das Taschenmesser Nr. 200 Modell 1890 verfügte über eine grosse Schneideklinge, eine Ahle, einen Schraubendreher sowie einen Büchsenöffner. Es gab das Modell nicht mit der Option Bügel/Schlüsselring. Alle Werkzeuge waren aus Kohlenstoffstahl gefertigt.

Materialstärke

Grosse Schneideklinge: 3,7 mm; Schraubendreher: 3,3 mm; Büchsenöffner: 2,8 mm; Ahle: 2,3 mm. Dabei gab es eine grosse Toleranz, welche so von der Kriegsmaterialverwaltung akzeptiert wurde.

Das Soldatenmesser wog ca. 144 Gramm.

Aufbau

Das Soldatenmesser Nr. 200 Modell 1890 Typ II war ein zweilagiges Taschenmesser. Um die Kopfniete drehten sich die grosse Schneideklinge und der Schraubendreher, um die Fussniete die Ahle und der Büchsenöffner. Eine Mittelniete fixierte die Rückenfedern.

Schalenmaterial

Victorinox verwendete als Schalenmaterial für dieses Soldatenmesser rote Vulkanfiber.

Platinen/Zwischenlage/Niete

Die Mittelplatine und die Nieten bestanden aus Stahl, die Zwischenlage aus Messing.

Handelsname(n):Soldier, Soldatenmesser 1890

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