Die Serie der Taschenmesser mit den Nummern 70–76 entstand in den 1920er-Jahren. Im Laufe der Zeit durchlief diese Serie einige Veränderungen und Anpassungen. Diese Serie ist sehr eng verwandt mit der Serie der 50er-Nummern. Beide entstanden zur gleichen Zeit, hatten eine ähnliche Bauweise und sprachen die gleiche Zielgruppe an.
Diese parallele Produktion von bauähnlichen Taschenmessern in verschiedenen Grössen, verfolgte Victorinox bei mehreren Modellen. Bei den Bauernmessern wurden bei einigen Modellen bis zu vier unterschiedliche Grössen produziert. Auch wenn diese Taschenmesser bauähnlich waren, mussten trotzdem alle Teile doppelt produziert und montiert werden. Der Aufwand bei der Produktion war entsprechend hoch. Je weiter die Automatisierung der Prozesse Im Laufe der Zeit voranschritt, desto kostenintensiver/unrentabler wurde die Weiterführung paralleler Produktionslinien. Dies war möglicherweise auch der Grund dafür, dass gewisse Grössen im Laufe der Zeit verschwanden.
Der Grund, verschiedene Grössen eines bauähnlichen Taschenmessers parallel zu produzieren, lag darin, möglichst allen Ansprüchen und Wünschen der Kundschaft zu entsprechen. Hinzu kamen die unterschiedlichen Materialien und Zusatzfunktionen, welche wahlweise bestellt werden konnten.
Die 70er-Serie bestand grundsätzlich aus sieben unterschiedlichen Taschenmesser-Modellen, den Nummern 70, 70/1, 72, 73, 74, 75 und 76. Diese Modelle unterschieden sich einzig in den Funktionen – sie boten von einer einfachen Schneideklinge bis hin zu vier unterschiedlichen Funktionen. Um 1936 herum konnte man für die Modelle 70 und 70/1 folgende Auswahl treffen: Kohlenstoffstahl (als „gewöhnlicher Stahl“ bezeichnet) mit Schalen in Rot, Weiss und Schwarz oder rostträger Stahl mit Celluloidschalen in Elfenbein- oder Schildpattimitat. Zudem konnten alle Variationen mit oder ohne Bügel bestellt werden. Dies machte bereits 20 unterschiedliche Variationen aus. Für die Modelle Nr. 70 und Nr. 72–76 standen zusätzlich sieben Varianten an Schalenmaterial zu Verfügung: schwarz oxidiert, Celluloid in Perlmuttimitat, Horn, Schildpatt, Perlmutt, Jris und guillochierter Stahl. Die Modelle Nr. 74, Nr. 75 und Nr. 76 gab es nicht in der schwarz oxidierten Version. Alle Modelle waren mit oder ohne Bügel bestellbar. Die Modelle mit Perlmutt und Hornschalen gab es zusätzlich mit Zahnstocher und Pinzette. Dies ergab weitere 98 Variationen. Somit kam man auf insgesamt 118 unterschiedliche Ausführungen der Taschenmesser der 70er-Serie, welche so in diesen Variationen um 1936 bestellt werden konnten (vgl. Kat. von 1936).
Wenn man diese Zahlen auf die anderen Serien überträgt, kommt man auf Tausende unterschiedlicher Taschenmesserausführungen im Jahr 1936.
Im Laufe der Zeit gab es ständige Veränderungen, neue Schalenmaterialien, andere Funktionen, veränderte Bauweisen etc. Hinzu kamen ganz unterschiedliche Firmenstempel. Diese riesige Variation an Ausführungen und Unterschieden macht einen wesentlichen Teil der Faszination aus, weshalb Victorinox Taschenmesser gesammelt werden. Man entdeckt immer wieder neue Modelle, unbekannte Ausführungen, Variationen, welche noch in der Sammlung fehlen.