Die Geschichte der 84-mm-Serie, der „kleinen Offiziersmesser“, begann Ende des 19. Jahrhunderts. 1897 liess Victorinox den Namen „Offiziers- und Sportmesser“ gesetzlich schützen. Es entwickelte sich eine ganze Produktlinie um dieses „grosse“ Offiziersmesser mit verschiedenen Werkzeugen. Viele von diesen ursprünglichen Werkzeugkonfigurationen sind nach wie vor erhältlich, was für den Erfolg des Offiziersmessers spricht.
Gleichzeitig, oder unwesentlich später, kam die Serie der Offiziersmesser von 84 mm heraus. In der Regel erhielten die Taschenmesser bei der Modellnummer den Zusatz „k“ für „klein“. In Aufbau und Konfiguration waren sie identisch mit den grösseren Offiziersmessern von 91 mm.
Die Serie der 84-mm-Offiziersmesser entwickelte sich im Laufe der Zeit sehr erfolgreich. Es gab eine grosse Anzahl an Werkzeugkombinationen und Modellen mit unterschiedlichen Schalenmaterialien.
Die Offiziersmesser stellten von Beginn an eine Hauptattraktivität der Firma Victorinox dar. Weltweit verbindet man nach wie vor das „Swiss Army Knife“ mit den Offiziersmessern. Der Name „Offiziersmesser“, oder „Swiss Army Knife“, lässt darauf schliessen, dass diese Taschenmesser für die Schweizer Armee hergestellt wurden – dies ist jedoch ein Irrtum. Die Schweizer Armee hat nie solche Offiziersmesser als offiziellen Teil der Ausrüstung an Offiziere oder Soldaten herausgegeben.
Victorinox stellt jedoch seit 1891 Soldatenmesser für die Schweizer Armee her, welche sich von der Konstruktion und den Werkzeugen wesentlich von den Offiziersmessern unterscheiden. Es wird vermutet, dass aufgrund des Erfolgs der Soldatenmesser versucht wurde, ab 1897 bei der Entwicklung dieser neuen Modelle ebenfalls einen Bezug zur Armee herzustellen. Möglicherweise spekulierte man darauf, dass die Schweizer Armee diese neuen Taschenmesser ebenfalls als offiziellen Ausrüstungsgegenstand aufnehmen würde. Dass dieser Fall aber nie eintrat, hatte letztendlich grosse Vorteile. Denn so konnte Victorinox ungehindert von Vorgaben und Einschränkungen seine Modelle frei entwickeln, was bei den Soldatenmessern stark eingeschränkt war.
Von Anfang an war die Werbung und Vermarktung explizit auf den höheren Armee-Dienstgrad des Offiziers ausgerichtet. So sollten sich die Offiziersmesser von den Soldatenmessern abheben, welche mit weniger Werkzeugen ausgestattet waren und insgesamt recht klobig und unförmig wirkten. Für den „einfachen“ Soldaten sollten sie jedoch so genügen. Demgegenüber waren die Offiziersmesser hochwertig verarbeitet. Bei diesen Modellen versuchte man stets, die neusten Materialien und Werkzeuge zu integrieren. Daher waren die Offiziersmesser auch bereits ab 1923 mit Werkzeugen aus rostträgem Stahl erhältlich, während dies bei den Soldatenmessern erst ab 1951 der Fall war. Die Offiziersmesser hatten beispielsweise einen Korkenzieher zum Öffnen von Weinflaschen, welcher bei den Soldatenmessern nicht vorhanden war. Auch gab es weitere zusätzliche Werkzeuge wie Schere, Säge, Zahnstocher und Pinzette.
Zur damaligen Zeit hatten Offiziere den Ruf, sehr edle, mutige und tüchtige Männer zu sein. Welcher Mann wollte sich nicht solcher Attributen rühmen? Dieses Marketing trug sicher einen Teil zum Erfolg dieses Modells bei. Die Offiziersmesser wurden noch bis nach den 1950er-Jahren mit der Kennzeichnung „Armee Suisse“ oder „Officier Suisse“ versehen, auch wenn der echte Bezug zur Armee fehlte. Sicher erwarben aber viele Armeeangehörige das Offiziersmesser privat – und durften dieses während der Ausübung ihres Dienstes wohl auch benutzen.
Die Serie der Offiziersmesser von 84 mm blieb immer so etwas wie der „kleine Bruder“ des „echten“, grossen Offiziersmesser von 91 mm. Ab den 1950er-Jahren konzentrierte sich die Entwicklung der Offiziersmesser vornehmlich auf die 91-mm-Serie, auch wenn bis heute immer noch bestimmte Modelle von 84 mm hergestellt und verkauft werden, allerdings nur noch in einer sehr reduzierten Produktbreite.